Der Wechselkurs und seine Bedeutung

Das Wirtschaftsleben ist von zahlreichen Faktoren geprägt, die wir nicht direkt beeinflussen können. Während zu Themen wie der Inflation oder den Energiepreisen in den Medien aber immer wieder viel zu lesen ist, kommt ein anderer Faktor meiner Meinung nach etwas zu kurz. Dabei handelt es sich um den Wechselkurs und dessen Bedeutung. Deswegen möchte ich mich in diesem Blogartikel damit näher befassen. Entsprechend meiner Profession als DATEV Buchhalter sowie Experte für Buchhaltung im Allgemeinen sowie Finanzbuchhaltung im Speziellen fokussiere ich mich auf die Bedeutung des Wechselkurses für Unternehmen. Zum besseren Verständnis ist aber zunächst eine Begriffsdefinition sowie ein Blick auf die Wechselkurssysteme hilfreich. 

Was ist der Wechselkurs genau?

Der Begriff Wechselkurs dürfte fast jedem geläufig sein, allerdings nicht unbedingt dessen genaue Aussagekraft. Im weiteren Sinne handelt es sich beim Wechselkurs einfach um den Wert einer Währung, der mithilfe einer anderen Währung ausgedrückt wird. Im engeren Sinne ist es allerdings der Kurs der jeweiligen inländischen Währungseinheit in einer Fremdwährung. Der umgekehrte Preis einer Einheit der ausländischen Währung in der Inlandswährung heißt hingegen Devisenkurs. Neben diesem nominalen Wechselkurs gibt es auch noch den sogenannten realen Wechselkurs, der mit repräsentativen Warenkörben von Staaten arbeitet, oder den effektiven Wechselkurs, der gewichtete Mittelwerte nutzt. Auf diese Varianten möchte ich hier jedoch nicht näher eingehen, sondern meine Argumentation auf den nominellen Wechselkurs stützen.

Was lassen sich für Wechselkurssysteme unterscheiden?

Für Unternehmen ist der Wechselkurs selbst oft nicht so wichtig, wie dessen zukünftige Entwicklung. Bei einem ungünstigen Wechselkurs können Betriebe immerhin vorab entscheiden, sich im jeweiligen Auslandsmarkt nicht zu engagieren. Doch Wechselkursveränderungen sorgen dafür, dass sich die Vorteilhaftigkeit von Entscheidungen schnell umkehren kann. Wie und ob sich Wechselkurse verändern können, hängt vor allem von drei Grundformen von Wechselkurssystemen ab, nämlich: 

  • Flexible Wechselkurse
  • Semi-flexible Wechselkurse
  • Fixe Wechselkurse

Flexible Wechselkurse

Flexible Wechselkurse zwischen Währungen sind heute die Regel. Hierbei regeln das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage den Wechselkurs. Diesen legen Akteure durch Entscheidungen an den Devisenmärkten automatisch fest. Geldpolitische Maßnahmen wie Zinserhöhungen, Zinssenkungen, Ausweitungen bestimmter Arten der Geldmenge sowie die Erwartungen der Akteure beeinflussen hier die Wechselkurse. Ein Beispiel für flexible Wechselkurse ist das Verhältnis von Euro und US-Dollar. 

Semi-flexible Wechselkurse

Das System der flexiblen Wechselkurse sieht keine Schranken vor, über oder unter die ein Wechselkurs fallen kann. Natürlich können die Staaten bzw. deren Notenbanken intervenieren. Dennoch gibt es auch dann keine Garantie, dass der Kurs sich nicht weiter in eine unerwünschte Richtung entwickelt. Anders ist das bei Systemen mit semi-flexiblen Wechselkursen, die auch als Bandbreitensysteme bekannt ist. Hier gibt es Schwellen, die der Wechselkurs nicht unter- bzw. überschreiten kann. Das ist etwa beim Wechselkurs zwischen Euro und Dänischer Krone mit einer maximalen Bandbreite von fünfzehn Prozent gemäß dem Wechselkursmechanismus II der Fall. 

Fixe Wechselkurse

Dann gibt es auch noch Währungen, zwischen denen die Wechselkurse fixiert sind. Oft ist dabei eine der beiden Währungen so schwach, dass bei flexiblen Wechselkursen Verwerfungen drohen würden. Ein Beispiel ist etwa der afrikanische CFA-Franc, der zunächst zum Französischen Franc einen festen Wechselkurs hatte und diesen nach der Europäischen Währungsunion nun zum Euro hat.

Die Folgen eines steigenden Wechselkurses

Wenn der nominale Wechselkurs der inländischen Währung gegenüber einer ausländischen Währung steigt, liegt eine sogenannte Aufwertung vor. Dadurch steigt die Kaufkraft der Inlands- gegenüber der Auslandswährung. Wenn dein Unternehmen viele Güter aus dem Land mit dieser Währung importiert, ist das eine gute Nachricht. Nehmen wir an, die Inlandswährung ist der Euro und die Auslandswährung der US-Dollar. Der Einfachheit halber soll das Ausgangsverhältnis 1:1 betragen. Ein Euro ist also genau einen Dollar wert. Nun wertet der Euro gegenüber dem Dollar um zehn Prozent auf. Für einen Euro erhältst du also nicht nur einen, sondern sogar 1,10 US-Dollar. Dadurch musst du für deine aus den USA importierten Produkte weniger Euro aufwenden bzw. Du erhältst mehr US-Dollar für deine Euros. Die Aufwertung einer Währung ist aber nicht immer eine gute Nachricht für dein Unternehmen. Exportiert es viele Waren in die Vereinigten Staaten von Amerika, ist es nämlich genau andersherum. Denn die ausländischen Kunden müssen jetzt für deine Produkte mehr bezahlen. Bleiben wir beim Beispiel, erhalten Sie nach der Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar für einen US-Dollar nicht länger einen Euro, sondern nur noch 1/1,10 Euro, also 0,91 Euro. Sie werden also wegen der für sie gestiegenen Preise wahrscheinlich weniger kaufen oder sich sogar nach einem alternativen Lieferanten aus einem anderen Land umschauen. Dein Unternehmen verdient sein Geld mit US-Touristen? Auch dann trifft dich die Aufwertung des Euro negativ. Denn US-Amerikaner können nun für ihre Dollar bei uns weniger kaufen und schauen sich möglicherweise nach einem Urlaubsziel in einem anderen Land um. Eine starke Währung, die aufwertet, ist dementsprechend also eher im Interesse von importlastigen Unternehmen und Volkswirtschaften, da Einfuhren durch die Aufwertung günstiger werden.

Die Folgen eines fallenden Wechselkurses

Fällt der Wechselkurs der Inlandswährung gegenüber einer Auslandswertung, haben wir es mit einer Abwertung zu tun. Die Vorzeichen sind dann genau entgegengesetzt. Nun werden Einfuhren durch die schwache Inlandswährung für Importeure teurer. Liegt wie im obigen Beispiel wiederum zunächst Währungsparität vor und es kommt zu einer Abwertung in Höhe von zehn Prozent, beträgt die Kaufkraft des Euro nicht länger einen US-Dollar, sondern nur noch 0,91 US-Dollar. Dafür kurbelt die Abwertung des Euro dann wiederum den Export an. Denn die Ware ist ja jetzt praktisch für US-Unternehmen zehn Prozent billiger. Dadurch kann dein Betrieb einfacher kleine Preiserhöhungen durchsetzen oder bei stabilem Verkaufspreisen Marktanteile im Ausland erobern. Durch den schwachen Euro gegenüber dem US-Dollar wird der Euro-Raum zudem für US-Touristen interessanter – eine gute Nachricht für Unternehmen aus der Touristenbranche. Länder wie Japan werten durch Interventionen ihre Währung seit Jahren künstlich ab, um die Exporte ihrer Unternehmen zu fördern.

Darum ist auch dein Unternehmen von Wechselkursen abhängig

Seit der Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung sind viele deutsche Betriebe weniger von Wechselkursschwankungen abhängig. Denn die meisten unserer Nachbarländer verwenden ebenfalls den Euro als Währung. Als DATEV Buchhalter kann ich dir aber versichern, dass sich die Unsicherheit in Zusammenhang mit Wechselkursen nur schwer vollkommen eliminieren lässt. So stammen etwa viele Rohstoffe oder Vorprodukte, die Betriebe benötigen, aus dem asiatischen Raum, sodass unter anderem der Kurs des chinesischen Renminbi oder des japanischen Yen relevant sein können. Gleichzeitig gibt es einige Produkte, deren Abrechnung in Fremdwährungen erfolgt. Eine besonders große Rolle spielt hier das Barrel Öl, das traditionell in US-Dollar notiert. Das hat dann wiederum Einfluss auf Kraftstoffe wie Benzin oder Diesel, ohne die praktisch keine Unternehmen auskommt. Auch durch Firmenkredite bei Instituten außerhalb des Euro-Raums kann ein Wechselkursrisiko bestehen. Wechselkursschwankungen machen derartige Produkte dann immer wieder teurer oder preiswerter.

Wie kann dein Unternehmen auf Wechselkursschwankungen reagieren?

Viele kleinere Betriebe neben die Schwankungen bei Wechselkursen als gegeben hin. Zwar lassen sich die Wechselkurse nicht beeinflussen. Durch intelligente Verhaltensweisen lässt sich aber das beste daraus machen. So können Unternehmen ihr Import- und Exportverhalten in verschiedenen Ländermärkten auf zu erwartende Währungsauf- und -abwertungen abstimmen. Risikoaverse Betriebe können zudem verstärkt innerhalb der Euro-Zone oder mit Ländern handeln, die fixe Wechselkurse zum Euro haben. Gleichzeitig ist es möglich, sich gegen Wechselkursschwankungen abzusichern. Das funktioniert etwa durch Finanzinstrumente wie Währungsswaps sowie Devisenoptions- oder -termingeschäfte. Alternativ ist es möglich, Produktionsstätten in dem Land mit der jeweiligen Fremdwährung zu eröffnen. Diese Strategie verfolgen etwa einige deutsche Autohersteller seit Jahren. Durch diese Absicherungsstrategien mindern sich allerdings auch die Chancen auf positive Wechselkurseffekte, die in der Buchhaltung bzw. Finanzbuchhaltung deines Unternehmens als außerordentliche Gewinne niederschlagen würden. Gerne beraten ich Dich diesbezüglich und stelle meine Expertise als DATEV Buchhalter in den Dienst deines Betriebs.

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